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Rezepte kennen wir in Deutschland als einen rosafarbenen Zettel, den der Arzt nach der Untersuchung dem Patienten überreicht. Das klassische Rezept mit der Liste der verschriebenen Arzneimittel ist jedoch in einigen europäischen Ländern bereits nicht mehr auf der Tagesordnung. Dort wird mit dem E-Rezept die Apotheke besucht oder in der Online-Apotheke die Medikamentenbestellung aufgegeben. Auch in Deutschland werden ab 2022 die klassischen Rezepte von der digitalen Alternative abgelöst: Ein elektronisches Rezept soll die Abläufe bei Verschreibungen vereinfachen, die richtige Medikation verbessern und die Fortschritte der Digitalisierung auch in der Medizin voranbringen. Mit der E-Rezept-App auf dem Smartphone und moderner E-Health-Technologie in Arztpraxen steigern sich für Patienten und Gesundheitsdienstleister der Komfort und die Sicherheit der Gesundheitsversorgung.

Was ist das E-Rezept?

Das E-Rezept steht für „elektronisches Rezept“ und ist die neue, digitale Rezept-Variante für Verschreibungen von Medikamenten. Über einen digitalen Rezeptcode vom Arzt kann hierdurch künftig mit der E-Rezept-App ein Code übermittelt werden, der alle maßgeblichen Daten für die Apotheke und die Abgabe von Medikamenten enthält. Vergleichbar mit einem QR-Code können die wichtigen Daten durch ein elektronisches Rezept somit digital übermittelt werden, wodurch auch kontaktlose Verschreibungen (z.B. bei einem Onlinegespräch mit dem Arzt) möglich sind.

Durch die Einführung von E-Rezepten wird die Digitalisierung im Gesundheitswesen vorangebracht. Besitzen Patienten kein Smartphone oder ist eine Arztpraxis noch nicht optimal auf die neue Telematikinfrastruktur vorbereitet, kann selbstverständlich wie bisher ein Ausdruck erfolgen, mit dem Patienten ihre Medikamente in der Apotheke erhalten. Auf dem Ausdruck befindet sich ein für die Apotheke lesbarer Code, der alle Informationen enthält, die über ein rosafarbenes Rezeptformular oder ein elektronisches Rezept über die E-Rezept-App übermittelt würden.

Ab dem Jahr 2022 wird das E-Rezept als digitales Rezept stufenweise in den Arztpraxen verfügbar. Maßgeblich dafür ist die Umsetzung der technischen Voraussetzungen in jeder einzelnen Praxis, welche die Praxisabläufe mit der Telematikinfrastruktur des Gesundheitswesens verbinden. Die E-Rezept-App ist bereits jetzt für alle gängigen Smartphones kostenfrei erhältlich. Elektronische Rezepte werden aktuell nur für die Verschreibung von Medikamenten verwendet. Das E-Rezept soll jedoch langfristig auch für andere Verordnungen, beispielsweise für Betäubungsmittel, für Gesundheitsanwendungen (z. B. Massagen, Therapieverordnungen u. a.) sowie für Hilfsmittel, häusliche Krankenpflege und Überweisungen zum Einsatz kommen.

Wie funktioniert die Medikamentenverordnung über das E-Rezept?

Grundlegend funktioniert das E-Rezept ebenso wie die Verschreibung eines aktuellen Rezeptes in Form des rosafarbenen Formulars. Als Voraussetzung muss lediglich die App „Das E-Rezept“ aus einem App-Store installiert werden, damit die Verschreibung als digitales Rezept auf der App gespeichert werden kann. Zudem muss der Arzt die moderne Telematikinfrastruktur in der Praxis-Technik besitzen, um das E-Rezept ausstellen zu können.

Bei einem Besuch in der Praxis wird die verordnete Arznei dann nicht mehr auf das rosafarbene Formular gedruckt, sondern am Computer über die Telematikinfrastruktur der Praxis eingetragen und gespeichert. Nach Absprache wird das Rezept dann entweder ausgedruckt und dem Patienten übergeben oder auf die zuvor vom Patienten auf seinem Smartphone installierte E-Rezept-App übermittelt. Dies erlaubt nicht nur die Verschreibung bei einem Besuch des Patienten in der Praxis vor Ort, sondern auch im Rahmen einer Videosprechstunde zwischen Arzt und Patient.

Erfolgte ein Ausdruck der Verschreibung auf Papier, ist darauf künftig ein 2D-Code zu sehen, durch welchen das E-Rezept in der Apotheke über die Telematikinfrastruktur eingelesen wird. Alternativ kann über die E-Rezept-App die Verordnung in der Apotheke eingescannt werden. Auch die Beauftragung einer Versandapotheke mit der Medikamentenlieferung ist möglich.

Wie können Patienten die E-Rezept-App nutzen?

Um die E-Rezept-App für ein elektronisches Rezept zu nutzen, muss die App „Das E-Rezept“ in einem App-Store heruntergeladen und auf dem Smartphone installiert werden. Die App ist in allen gängigen App-Stores zu finden und in passenden Varianten für übliche Betriebssysteme kostenfrei erhältlich.

Für die Aktivierung sind sowohl die Gesundheitskarte der Krankenkasse mit NFC-Funktion als auch eine von der Krankenkasse vergebene PIN nötig. In der App loggt sich der Patient dann mit der 6-stelligen CAN-Nummer (oben rechts auf der Gesundheitskarte) und der PIN ein, um sich zu legitimieren. Nun kann der Arzt ein digitales Rezept ausstellen und auf die E-Rezept-App übertragen. Danach kann mit der App das E-Rezept der Apotheke vorgezeigt werden.

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Welche Vorteile hat ein elektronisches Rezept?

Einfach und komfortabel

Im Zuge der Digitalisierung im Gesundheitswesen sind vielfältige Veränderungen vorgesehen. Die Vorteile, ein digitales Rezept statt des herkömmlichen Formulars zu nutzen, liegen vor allem im Schutz der Patientengesundheit, dem Schutz vor Problemen beim Datenaustausch, aber auch im Schutz vor Betrug im Gesundheitssystem. Zudem bieten sich für den Patienten durch ein elektronisches Rezept große Vorzüge im Komfort, der sich durch die vereinfachte Handhabung und die Zeitersparnis ergeben.

Barrierefreie Medizin

Durch das E-Rezept wird die typische Zettelwirtschaft in Arztpraxen und Apotheken, aber auch beim Patienten selbst reduziert. Durch ein digitales Rezept kann zudem Zeit für Wege gespart werden, da die Rezepteinlösung unkompliziert online erfolgen kann. So können Patienten sich über die App anzeigen lassen, ob das E-Rezept in der Apotheke eingelöst werden kann: Ist das Medikament vorrätig, kann ein digitales Rezept direkt eingelöst werden. Ist dies nicht der Fall, kann die Bestellung durch die E-Rezept-App erfolgen und eine Lieferung erbeten werden. Da inzwischen viele Apotheken eigene Lieferservices haben, können erkrankte Patienten sich direkt auf den Heimweg begeben und zu Hause auf die Medikamente warten. Auch die Bestellung bei einer Online-Apotheke ist möglich. Hier musste bisher das Originalrezept auf dem Postwege versandt werden, bevor die Lieferung auf den Weg gebracht werden konnte. Wenn die eigene Mobilität eingeschränkt ist, schafft ein Treppenlift neue Freiheit und ist eine ähnliche Hilfe wie das E-Rezept, um Mobilitätseinschränkungen zu überwinden.

Schnellere Folgerezepte

Für chronisch Kranke und Patienten mit einer Dauermedikation können zudem Arzttermine durch ein E-Rezept eingespart werden. War ein Patient im laufenden Quartal bereits in der Arztpraxis, kann das Folgerezept nach telefonischer Kontaktaufnahme auf Wunsch in die App oder direkt an die Apotheke übermittelt werden. Dies entzerrt zudem den zeitlichen Ablauf in der Praxis, wodurch alle Patienten von verkürzten Wartezeiten im Akutfall profitieren, beispielsweise wenn Medikamente wie Novaminsulfon benötigt werden. Auch die Online-Sprechstunde kann durch ein E-Rezept unkomplizierter erfolgen, da die Rezeptabholung im Anschluss an das Arzt-Patienten-Gespräch entfällt. Die Praxis kann die Verschreibung durch ein digitales Rezept direkt an die App senden oder auch hier das E-Rezept der Apotheke zukommen lassen.

Höhere Sicherheit

Neben der zeitlichen Ersparnis sorgt ein elektronisches Rezept für eine erhöhte Sicherheit. So können beispielsweise Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Medikamenten besser vermieden werden, da vormals getätigte Verschreibungen als elektronisches Rezept über einen begrenzten Zeitraum von 100 Tagen codiert gespeichert werden. Die langfristige Verknüpfung weiterer digitaler Anwendungen erlaubt übersichtliche E-Medikationspläne, die besonders im Fall von disziplinübergreifenden Arztbesuchen (Besuche bei mehreren Fachärzten zur umfassenden Behandlung) und verschiedenen Behandlungen wichtig ist.

Nicht zuletzt spielt auch die Datensicherheit beim E-Rezept eine große Rolle. Das E-Rezept ist fälschungssicherer als ein klassisches Rezept auf Papier. Es kann nicht verloren gehen oder beschädigt werden. Die Daten sind durch Unbefugte nicht einsehbar und nur an den maßgeblichen Stellen, beispielsweise in Arztpraxen und Apotheken, über die nötige Technik auslesbar. Zudem kann ein digitales Rezept nicht für Betrug in Form einer Mehrfacheinlösung genutzt werden. Wurde das E-Rezept in der Apotheke eingelöst, ändert sich der Status der Verschreibung in der Telematikinfrastruktur, wodurch eine zweite Einlösung mit dem E-Rezept nicht möglich ist. Dies sorgt für eine Verbesserung in der Wirtschaftlichkeit für die Krankenkassen, was wiederum allen Versicherten zugutekommt.

Gibt es das E-Rezept auch für Privatversicherte?

Während das rosafarbene Rezeptformular künftig vom E-Rezept ersetzt werden soll, bleibt das blaue Rezept für Privatversicherte noch eine Weile erhalten. Langfristig soll jedoch auch das Privatrezept ein elektronisches Rezept werden. Die technischen Voraussetzungen und die dazugehörigen Absprachen sind bereits zwischen der Gematik GmbH als Herausgeber der E-Rezept-App und dem Verband der privaten Krankenversicherung in Arbeit. Somit ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch Privatpatienten ein E-Rezept in der Apotheke einlösen können.

Kann das E-Rezept nur durch mich eingelöst werden?

Sowohl kranke als auch alte Menschen erhalten häufig Unterstützung durch Angehörige, die unter anderem die Besorgung von Medikamenten übernehmen. Diesem Umstand soll auch die App gerecht werden, damit Angehörige künftig das E-Rezept in der Apotheke einlösen können. Hierfür wird die App entsprechende Vorrichtungen bieten, durch die einem Angehörigen oder einer anderen betreuenden Person der Code für das E-Rezept für die Apotheke über die App anvertraut werden kann.

Datensicherheit und Datenschutz mit dem E-Rezept gesichert

Gesundheitsdaten sind sensible Daten. Viele Menschen haben hinsichtlich des Datenschutzes in diesem Feld noch Bedenken. Tatsächlich fördert jedoch das E-Rezept die Datensicherheit und den Datenschutz nachhaltig. Die ausstellende Praxis vergibt mit der Anfertigung des E-Rezeptes über die Telematikinfrastruktur eine qualifizierte elektronische Signatur. Die Signatur im E-Rezept ist in der Apotheke zuverlässig auslesbar und stellt sicher, dass das Rezept nicht verändert wurde. Zudem werden die Daten auf verschlüsselten Servern gespeichert, die in hochwertig gesicherten Rechenzentren stehen. Die Daten werden zudem 100 Tage nach der Einlösung gelöscht, sofern der Versicherte die Daten vom E-Rezept nicht bereits vorher eigenständig über die App löscht.

Zukunft im Gesundheitswesen: Das E-Rezept für den technischen Fortschritt

Das E-Rezept als neue Variante ist ein wichtiger Aspekt für den Fortschritt im digitalisierten Gesundheitswesen. Die Anwendung ist einfach und komfortabel, durch hohe Standards sicher und zuverlässig. So wird künftig das Smartphone auch in der Medizinbranche elementar, um die Vorzüge der Neuerungen für die Gesundheit zu nutzen und das E-Rezept in der Apotheke einlösen zu können.

Häufig gestellte Fragen zum E-Rezept (FAQ)

Für ein E-Rezept benötigen Sie die E-Rezept-App. Außerdem muss die ausstellende Arztpraxis über die technische Infrastruktur verfügen, um ein E-Rezept ausstellen zu können.

Für das E-Rezept brauchen Sie die App „E-Rezept“ der Firma Gematik.

Ja, Ärzte können Rezepte per E-Mail an die Patienten versenden.

Haftungsausschluss und allgemeiner Hinweis zu medizinischen Themen: Die hier dargestellten Inhalte dienen ausschließlich der neutralen Information und allgemeinen Weiterbildung. Sie stellen keine Empfehlung oder Bewerbung der beschriebenen oder erwähnten diagnostischen Methoden, Behandlungen oder Arzneimittel dar. Der Text erhebt weder einen Anspruch auf Vollständigkeit noch können die Aktualität, Richtigkeit und Ausgewogenheit der dargebotenen Information garantiert werden. Der Text ersetzt keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt oder Apotheker und er darf nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten verwendet werden. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden immer den Arzt Ihres Vertrauens!

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