„Social Distancing“ ist derzeit immer noch das Mittel der Wahl, um Risikogruppen zu schützen. Zu den Risikogruppen gehören vor allem unsere älteren Mitmenschen. Das kann die eigenen Eltern, die Großeltern oder den Nachbarn betreffen. Wir alle üben uns in Solidarität und vermeiden den Kontakt so gut es geht.
Was aber, wenn der Kontakt notwendig ist und sich nur schwer oder gar nicht einschränken lässt? Das trifft zum Beispiel auf Mehrgenerationenhaushalte zu. Aber auch Menschen, die ihre Angehörigen selbst pflegen, sind von diesem Dilemma betroffen. Nicht zuletzt erhöht auch die Nachbarschaftshilfe für ältere Mitmenschen die Kontaktfrequenz.
In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit der Frage, wie man mit diesem Kontakt umgeht, um das Infektionsrisiko zu minimieren.
Umgang mit dem Risiko im Mehrgenerationenhaus
Als einer der Gründe für die erhöhte Infektionsrate in Italien wird das Leben in Mehrgenerationenhäusern vermutet. Dort ist dieser Lebensstil deutlich stärker verbreitet als in Deutschland. Aber auch hierzulande findet man diese Wohnform und sie wird immer beliebter.
Das Leben im Mehrgenerationenhaus bietet tatsächlich viele Vorteile. Familienmitglieder können sich gegenseitig unterstützen, sei es bei der Kinderbetreuung oder auch bei der Pflege älterer Angehöriger. Um der drohenden Einsamkeit von Senioren entgegenzuwirken und gleichzeitig jüngeren Menschen Unterstützung zu ermöglichen, gibt es seit einigen Jahren den Trend, auch mit Menschen außerhalb der eigenen Familie unter einem Dach zu leben. Die Haushalte sind architektonisch so ausgerichtet, dass eine gute Balance zwischen privatem Freiraum und Gemeinschaftsgefühl entsteht.
Zu aktuellen Zeiten von Corona birgt diese Wohnform allerdings auch Infektionsrisiken. Wer mit gefährdeten Menschen, wie beispielsweise Älteren zusammenwohnt, stellt sich sicher die Frage, wie man das Risiko minimieren kann. Eine gute Leitlinie sind die Empfehlungen des Robert Koch-Institutes (RKI).
Im Mehrgenerationenhaushalt gilt es, die Schutzmaßnahmen, wie die empfohlene Handhygiene noch gewissenhafter zu beachten. Darüber hinaus sollten alle Räume immer gut durchgelüftet werden. Die Leute im Haushalt, die nicht zur Risikogruppe gehören, sollten möglichst wenig das Haus verlassen und Kontakte außerhalb des Haushaltes noch stärker vermeiden. Je weniger Kontakte, desto geringer die Wahrscheinlichkeit das Virus mit nachhause zu bringen. Sollte eine Person des eigenen Haushaltes positiv auf Corona getestet werden, ist es ratsam vorübergehend auszuziehen, um die älteren Personen nicht zu gefährden. Auch beim Zusammenleben sollten die Abstandsregeln so gut es geht eingehalten werden. Man kann beispielsweise einen Plan aufstellen, um in getrennten Räumen zu essen. Auch Schlaf- und Aufenthaltsmöglichkeiten sollten getrennt sein. Direkter Körperkontakt sollte unbedingt vermieden werden.
Wer diese Maßnahmen beachtet, schützt die Angehörigen im eigenen Haushalt und hilft so aktiv dabei, gemeinsam durch die Krise zu kommen.
Die eigenen Eltern pflegen und schützen
In Pflegeheimen gelten derzeit strenge Regeln und ein Besuchsverbot. Ziel ist es, die zur Risikogruppen zählenden Bewohner der Einrichtungen zu schützen. Für die Pflege zuhause, die durch geschultes Personal erledigt wird, gibt es ebenfalls einige Regeln und Maßnahmen, um diese zu Corona-Zeiten zu gewährleisten. Jedoch gibt es auch viele Menschen, die ihre Angehörigen selbst pflegen, auch wenn sie nicht mit diesen zusammenwohnen. Regelmäßige Besuche der Eltern oder anderen Familienmitgliedern, die selbst gepflegt werden, ist dann unerlässlich.
Auch in diesem Fall gilt, wie im Mehrgenerationenhaushalt, ein strenges Einhalten der Hygieneregeln und die Vermeidung von externen Kontakten. Wenn möglich sollte vom Home-Office aus gearbeitet werden. Nach dem Betreten der Wohnung des Angehörigen sollte man sich unmittelbar die Hände waschen, bevor etwas angefasst wird. Durch diese Maßnahmen wird vermieden, Erreger in das Haus der Risikogruppe zu bringen. Während den Pflegetätigkeiten sollte eine Mundschutzmaske getragen werden.
Wer erkältungsähnliche Krankheitssymptome bei sich bemerkt, sollte umgehend eine Vertretung für die Pflegetätigkeit organisieren, um den Angehörigen bis zur eigenen Genesung aus dem Weg gehen zu können. Besser ist, dies bereits im Vorfeld präventiv zu abzuklären, um im Ernstfall schnell handeln zu können. In manchen Fällen kann auf die Notbetreuung zurückgegriffen werden. Etwa, wenn man in einem systemrelevanten Beruf arbeitet.
Betrifft die Unterstützung der eigenen Eltern nicht die Pflege im klassischen Sinne, sondern eher die Hilfe bei der Gartenarbeit oder das Erledigen von Einkäufen, kann dies auch ohne direkten Kontakt erfolgen. Wer seine Eltern zu Arztbesuchen begleitet, sollte hier genau auf den Abstand achten. Im Auto sollte die Person daher besser auf der Rückbank sitzen.
Um unter der Belastung der erschwerten Pflege keinen Schaden zu nehmen, kann man die Aufgaben oder Termine unter verschiedenen Familienmitgliedern, zum Beispiel Geschwistern aufteilen. Hier muss aber jeder gewissenhaft die Schutzregeln einhalten.
Wer unsicher ist oder Fragen bezüglich der Pflege von Angehörigen in Corona-Zeiten hat, kann sich jederzeit an Pflegeberatungsstellen und Pflegestützpunkte der Bundesländer wenden.
Nachbarschaftshilfe – Sichere Unterstützung
Corona bringt mindestens eine positive Sache mit sich: Solidarität und Miteinander wird derzeit großgeschrieben. Eine beliebte Maßnahme, um Menschen in Corona-Zeiten zu unterstützen, ist die Nachbarschaftshilfe. Das bedeutet, Besorgungen und Ähnliches für Nachbarn zu erledigen.
Kontaktbeschränkungen und möglichst zuhause bleiben betrifft vor allem unseren älteren Mitbürger. Für diese Personengruppe ist es ratsam, das Haus möglichst selten zu verlassen. Normale, notwendige Erledigungen wie Einkaufen, werden so aber zur Herausforderung. Zum Glück möchten viele jüngere Menschen ihren älteren Nachbarn gerne helfen und erledigen Besorgungen für diese. Das ist sehr lobenswert. Trotzdem sollten hier natürlich die Sicherheitsmaßnahmen zur Infektionsvermeidung eingehalten werden.
Wer Einkäufe erledigt, muss diese nicht unbedingt persönlich übergeben. Man kann die Besorgungen vor die Haustür legen und dem Nachbarn Bescheid geben. So ist eine kontaktlose Übergabe ganz einfach möglich.
Wer zwar helfen will, aber bestimmten Gründen nicht selbst einspringen kann, findet auf verschiedenen Netzwerken wie nebenan.de Unterstützung. Das Portal ruft am 29. Mai zum Tag der Nachbarn auf. Unter dem Motto „Helfen wir einander!“ können dort Mitmach-Sets bestellt werden, um den Nachbarn eine Freude zu machen. Eine gute Alternative, zum normalerweise stattfindenden Fest an diesem Tag. Die Links zu diesem und anderen entsprechenden Portalen können natürlich auch ganz einfach kontaktlos an den Nachbarn versendet werden. So findet jeder die entsprechende Hilfe.
Wenn also Hygienestandards und Abstandsregeln beachtet werden, kann jeder weiterhin seine Angehörigen unterstützen. Gerade jetzt ist dies umso wichtiger.
Bildnachweise:
Copyright © CGN089 | ID: 1697393593 | shutterstock.com
Copyright © Ground Picture | ID: 404347345 | shutterstock.com
Haftungsausschluss und allgemeiner Hinweis zu medizinischen Themen: Die hier dargestellten Inhalte dienen ausschließlich der neutralen Information und allgemeinen Weiterbildung. Sie stellen keine Empfehlung oder Bewerbung der beschriebenen oder erwähnten diagnostischen Methoden, Behandlungen oder Arzneimittel dar. Der Text erhebt weder einen Anspruch auf Vollständigkeit noch können die Aktualität, Richtigkeit und Ausgewogenheit der dargebotenen Information garantiert werden. Der Text ersetzt keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt oder Apotheker und er darf nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten verwendet werden. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden immer den Arzt Ihres Vertrauens!